Kurzbeschreibung
Ob Kurzfilme, Dokumentarfilme oder Spielfilme, audio-visuelle Medien prägen, neben den digitalen Medien, den Alltag der Jugendlichen. Sie entführen uns aus unserem Alltag und erzählen uns Geschichten aus realen oder fiktiven Welten. Entsprechend ist auch deren Einsatz im Unterricht für die Lernenden motivierend. Lehrfilme und Dokumentarfilme vermitteln Sachwissen und stellen damit ein Lehr- und Lernmedium dar. Das Medium Film arbeitet dabei immer mit bestimmten Mitteln, um beim Zuschauer Reaktionen und Emotionen hervorzurufen. Mithilfe der Filmanalyse kann man diesen filmischen Mitteln auf der auditiven und visuellen Ebene auf den Grund gehen, deren Wirkung untersuchen und damit einen bewussten und reflektierten Umgang mit dem Medium Film schulen.
Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler erwerben mithilfe des Mediums Film Wissen zu bestimmten Themen (Lehrfilme, Dokumentationen) und werden befähigt, die Struktur der Filme, die Filmsprache und den Einsatz von filmischen Gestaltungsmitteln sowie deren Wirkung zu untersuchen (Medienkompetenz).
Vorbereitung
Bei längeren Filmen können diese zur Vorentlastung des eigentlichen Unterrichts von den Lernenden zu Hause angeschaut werden. So ist es möglich, die Filme im Gesamten und ohne Unterbrechung anzuschauen. Für die genaue Analyse ist es unabdingbar, den Film ein zweites Mal anzuschauen und dabei gezielt auf bestimmte Aspekte zu achten. Hilfreich ist dabei ein Beobachtungsbogen, den die Schülerinnen und Schüler für die erste Filmsichtung an die Hand bekommen sollten. Dadurch wird die Filmbetrachtung angeleitet und zielführend gelenkt.
Ablauf
- Eindrücke nach der ersten Filmsichtung: Die Schülerinnen und Schüler äußern spontan ihre ersten Gedanken/Eindrücke zu dem Film. Welche Szene/welcher Protagonist/ welche Aussage ist besonders im Gedächtnis geblieben und warum? Gegebenenfalls werden Verständnisfragen zum Film geklärt.
- Inhaltsanalyse: Die Schülerinnen und Schüler beschreiben, worum es in dem Film geht (Welche Frage/Problemstellung steht im Zentrum des Filmes?). Sie gliedern den Film in Sequenzen/Szenen und geben diesen einen Titel oder eine Kurzbeschreibung (Worum geht es in dem Film?). Sie beschreiben die einzelnen Protagonisten in dem Film und erklären die Personenkonstellationen. Sie ordnen abschließend den Film einem Genre zu.
- Analyse der filmischen Mittel: Nun betrachten die Lernenden die eingesetzten filmischen Mittel und deren Wirkung genauer (ggf. anhand eines ausgewählten Filmausschnitts). Dabei werden sowohl visuelle (Einstellungsgröße/-länge, Kameraperspektive, Licht- und Farbgebung, Übergänge mittels Blende/Schnitt usw.) als auch auditive Elemente (Sprache, Musik, Soundeffekte) untersucht.
- Abschließend betrachten die Lernenden den Titel des Filmes und diskutieren über dessen Bedeutung. Darüber hinaus kann (auch als Hausaufgabe) eine Rezession zu dem Film verfasst werden, um, auf Grundlage der Analyse des Filmes, nun eine eigene Bewertung begründet abzugeben. Möglich ist auch eine Betrachtung und Analyse des Filmplakats, falls ein solches vorhanden ist. Dies kann allerdings auch als Unterrichtseinstieg und zur Hinführung zu den Themen des Filmes eingesetzt werden.
Tipps
Filme können im Unterricht mittels kreativer Unterrichtsmethoden besprochen und analysiert werden. Beispiele dafür sind:
- ein fiktives Interview mit einem Schauspieler/Protagonisten oder mit dem Regisseur führen
- den Film an einer spannenden Stelle unterbrechen und die Schülerinnen und Schüler eine Fortsetzung schreiben lassen
- eine noch nicht gesehene Filmszene ohne Ton zeigen und die Schülerinnen und Schüler einen Sprechertext entwerfen lassen (bzw. Vermutungen über den Inhalt des Filmes anstellen lassen)
- eigene Filme zu Unterrichtsthemen oder zu Themen aus der Lebenswelt der Jugendlichen produzieren lassen
Hintergrundinformationen zur Analyse einer Filmszene (filmische Mittel):
1. Die Kameraeinstellung bestimmt die Distanz des Zuschauers zum Gezeigten und die Größe der Personen/Objekte im Bild. Dabei ist die Einstellungsgröße z. B. ein Hinweis auf die Wichtigkeit der dargestellten Personen und Objekte.
- Detail: Hier wird ein oft vergrößerter Bildausschnitt gezeigt. Der Bildausschnitt hat dadurch besonders starke Aussagekraft.
- Nah: Die Personen stehen im Fokus und werden vom Kopf bis zur Mitte des Oberkörpers gezeigt. Diese Einstellungsgröße kommt zum Beispiel in Gesprächsszenen zum Einsatz, wenn die Mimik und Gestik im Zentrum stehen soll.
- Halbnah: Die Personen werden etwas zu zwei Drittel ihrer Größe abgebildet.
- Totale: Die bildet das Hauptmotiv und die Umgebung in voller Größe ab. Der Zuschauer erhält so einen Gesamtüberblick über die gezeigte Situation.
- Weit: Der Raum dominiert die Einstellung. Oft sieht man hier weite Landschaften.
2. Die Kameraperspektive bestimmt, von welchem Standort aus der Zuschauer des Filmes die Szene wahrnimmt.
- Normalsicht: Hier befindet sich der Zuschauer mit den gezeigten Personen auf Augenhöhe.
- Froschperspektive: Der Blick ist von unten nach oben gerichtet und lässt dadurch Personen und Objekte sehr groß erscheinen. Diese Untersicht betont meist die Bedeutung der dargestellten Personen und Objekte.
- Vogelperspektive: Der Blick ist von oben nach unten gerichtet. Der Zuschauer erhält einen guten Gesamtüberblick auf das Geschehen. Die gezeigten Personen und Objekte verlieren an Wichtigkeit
3. Kamerabewegung: Neben der Bewegung des Dargestellten im Film, kann auch die Kamera bewegt werden, um dem Betrachter ein Gefühl von Raum und Zeit zu geben.
- Schwenk: Die Kamera bleibt an einem festen Ort und schwenkt dem sich bewegenden Objekt/der Person hinterher oder begleitet die Bewegungen eines Objekts/einer Person.
- Kamerafahrt: Die Kamera bewegt sich von einem Ort zum anderen (auf etwas zu oder von etwas weg). Für möglichst scharfe, unverwackelte Aufnahmen werden je nach gewünschter Einstellung Hilfsmittel verwendet, wie z. B. Schienen für Ran- und Rückwärtsfahrten oder Hebevorrichtungen für Kranfahrten.
- „Subjektive Kamera“: Die Kamera übernimmt den Blickwinkel der handelnden Person. Dadurch wird dem Zuschauer das Gefühl vermittelt, direkt am Geschehen beteiligt zu sein.
4. Filmton: Gezielt eingebaute Geräusche können im Film die Wirkung des Bildes unterstützen. Darüber hinaus kann Musik das Filmerlebnis wesentlich beeinflussen. Sie untermalt Stimmungen und kann Emotionalität sowie dramatische Spannung erzeugen.
- (Hintergrund-)Musik: Neben der Filmmusik kann auch der gezielte Einsatz von Stille eine besondere Wirkung hervorrufen.
- Geräusche (Soundeffekte): Sie werden zur Schaffung oder Unterstützung einer bestimmten Atmosphäre (Geräuschkulisse) eingesetzt.
– Natürliche Geräusche: Sie sind nicht nur zu hören, sondern auch im Bild zu sehen (z. B. knallende Türen).
– Hintergrund-Geräusche (Atmos): Sie sind nicht mit bestimmten Aktionen synchronisiert, sondern sollen dem Publikum eine spezielle Situation oder Stimmung verdeutlichen (z. B. Geräusch von Regen, hintergründiger Verkehrslärm).
– Künstliche Soundeffekte: Sie werden von Geräuschemachern erstellt.
- Gesprochene Sprache
– O-Ton: Die Quelle des Tons ist im Bild sichtbar.
– Off-Ton: Die Quelle des Tons ist nicht im Bild zu sehen.