Hier in der Firmenzentrale im kalifornischen Ort Cupertino bei San Francisco sitzen die Designer, die das neue Handy entwerfen und entscheiden, welche Funktionen es haben soll.
Seit 2017 ist der zweite, neue Unternehmenssitz des Apple-Konzerns in Kalifornien („Apple Campus 2“) in Betrieb. Apple-Mitgründer Steve Jobs hatte die Pläne für den Bau bereits im April 2011 vorgestellt. Das Gebäude gilt als Vermächtnis des verstorbenen Konzernchefs. Ein gigantischer Bau: Fast 1,5 Kilometer misst das Ufo-förmige Gebäude im äußeren Umfang. Das fertige Gebäude ist größer als das Pentagon. Mehr als 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden darin Platz.
Unsere Handys bestehen aus vielen unterschiedlichen Rohstoffen, die zur Produktion elektronischer Bauteile benötigt werden. Wichtig sind vor allem eine Reihe an Metallen, wie Tantal, Kobalt oder Kupfer. Kobalt wird beispielsweise für leistungsfähige Akkus benötigt. Ein Land, das ein reiches Vorkommen an solchen Bodenschätzen hat, ist der Kongo. Viele Einheimische arbeiten in Kobaltminen, oft unter verheerenden Arbeitsbedingungen. Auch Tantal, das zur Produktion von Hochleistungskondensatoren benötigt wird, wird im Kongo in großen Mengen abgebaut.
Der Kongo könnte aufgrund der Bodenschätze das reichste Land Afrikas sein. In der Realität versinkt das Land aber immer wieder in Gewalt und aufflammenden Unruhen. Misswirtschaft, Korruption und Bürgerkriege machen das zentralafrikanische Land zu einem der ärmsten Staaten der Welt. Bis heute führen die Rohstoffe zu großen Konflikten zwischen Bevölkerungsgruppen, Rebellenführern, Staat, Militär, westlichen Unternehmen und den angrenzenden Staaten. Ertragreiche Gebiete werden erbittert umkämpft. Damit werden wirtschaftliche Interessen zu Triebfedern für bewaffnete Konflikte im Kongo.
Aber wäre es für Unternehmen wie Apple möglich, auf Mineralien aus Konfliktregionen ganz zu verzichten? Und was macht die Kontrolle der Lieferketten der Zuliefererfirmen für Unternehmen wie Apple so schwierig?
Für die Herstellung [eines Smartphones] werden bis zu 30 verschiedene, seltene Metalle benötigt, die zum Teil unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut werden. Entsprechende Minen befinden sich vor allem in der Demokratischen Republik Kongo, wo jahrelang kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Verkauf seltener Erden finanziert und Menschen zum Abbau in den Minen gezwungen wurden. Hinzu kommen hohe Umweltbelastungen. Inzwischen gibt es bei fast allen großen Firmen Bemühungen, die Produktion unter menschenwürdigeren Bedingungen zu gewährleisten. Doch die Einhaltung entsprechender Auflagen wird oft nicht ausreichend kontrolliert.
2014 erklärte der iPhone-Hersteller Apple, in Zukunft auf Rohstoffe zu verzichten, die in Konfliktregionen gefördert wurden. Ganz freiwillig war das nicht, sondern vielmehr die Umsetzung eines Gesetzes aus dem Jahr 2010. Der sogenannte Dodd-Frank-Act fordert von US-Unternehmen, die an der Börse gelistet sind, die Herkunft kritischer Rohstoffe nachzuweisen und sicherzustellen, dass sie nicht in Konfliktgebieten im Kongo gefördert werden.
Ähnliches schreibt die sogenannte EU-Konfliktmineralien-Verordnung vor, die am 1. Januar 2020 in Kraft [trat]. Wie der Dodd-Frank-Act bezieht sich die EU-Verordnung aber nur auf die vier als Konfliktmineralien eingestuften Rohstoffe Wolfram, Gold, Zinn und Tantal. Für alle anderen Rohstoffe gilt sie nicht. […]
Die EU-Konfliktmineralien-Verordnung hingegen wird direkt für Unternehmen gelten, die die fraglichen Mineralien und Metalle in die EU als Primärrohstoffe einführen, egal woher diese stammen. Was gewissensberuhigend klingt, beurteilt Johanna Sydow kritisch: „Zunächst gilt die Verordnung nur für vier von etwa 30 Rohstoffen, die in so einem Telefon stecken – Menschenrechtsverletzungen gibt es aber auch bei vielen anderen Mineralien. Bei diesen gilt bislang überhaupt keine Sorgfaltspflicht.“ Außerdem, gibt Sydow zu bedenken, sei der Rohstoffabbau nur ein Teil des Problems. Die Endfertigung der Geräte finde oft in Ländern statt, in denen besonders geringe Arbeitsrechtsstandards gelten.
Tanja Brandes, Smart aber fair, Frankfurter Rundschau, 26.5.2019
Der A13 Bionic-Prozessor, der das iPhone 11 antreibt, ist von den Apple-Entwicklern selbst entworfen worden. Produziert wird er von dem taiwanesischen Halbleiterhersteller TSMC.
Die Linse und die Elektronik des Kameramoduls liefert das Unternehmen Largan Precision, das unter anderem in China produziert.
Aus allen Bauteilen viele Millionen iPhones zu montieren, das ist der Job von vielen Tausenden Beschäftigten in den chinesischen Werken der Unternehmen Foxconn und Pegatron. Sie fügen zusammen, was die Zulieferer aus aller Welt produziert und vormontiert haben.
Immer wieder war der Apple-Zulieferer Foxconn in der Kritik wegen seiner schlechten Arbeitsbedingungen. Ist die Kritik berechtigt? Und wie reagiert Apple darauf?
Vor sieben Jahren erschütterte eine Selbstmord-Serie die chinesische Firma Foxconn. […] Alle zehn Suizid-Fälle passierten innerhalb der Foxconn-Werke in China. Alle Opfer waren unter 30, sie sprangen von den Dächern der Fabriken oder der angeschlossenen Wohnheime. Die Suizid-Serie setzte den Zulieferer von Apple, Sony, Samsung und Microsoft massiv unter Druck. Kunden in aller Welt drängten auf Verbesserungen für die Arbeiter, ebenso der chinesische Staat. Und die Bedingungen wurden tatsächlich verbessert: Löhne wurden erhöht, psychologische Berater eingestellt und Sicherheitsbedingungen angepasst. So hängen heute Netze an den Foxconn-Gebäuden, um Suizide zu verhindern.
Gut Sieben Jahre später. Die Stadt Kunshan, nördlich von Shanghai. Auch hier steht ein riesiges Foxconn-Werk. Journalisten werden nicht aufs Gelände gelassen. Vor einem der Tore sitzt Zhang Pengxia. Sie arbeitet hier. Harte Arbeit sei das nicht, sagt die 26-Jährige. Heute zum Beispiel habe sie einen Tag frei. „Pro Woche hat man zwei Tage frei. Samstags mache ich manchmal Überstunden, aber das kann ich selbst entscheiden.
Die Arbeitszeit ist von acht bis fünf Uhr. Ob man danach noch weiterarbeitet, bleibt jedem selbst überlassen. Je nachdem, ob man mehr verdienen will oder nicht.“ Ausgebeutet oder besonders unter Druck sieht Zhang Pengxia nicht aus, im Gegenteil: Sie wirkt zufrieden und fröhlich. Rund 600 Euro verdiene sie hier im Monat, davon gingen 20 Euro ab fürs Wohnheimzimmer, das sie sich mit sieben Kolleginnen teile. […]
Foxconn gehört heute zu den professionelleren und angeseheneren Firmen in China. Die Arbeitsbedingungen haben sich verbessert. Das liegt aber nur zum Teil am internationalen Druck durch Endkunden und NGOs, sondern hauptsächlich wohl am generellen technischen Fortschritt. Mehr und mehr werden auch in China Roboter eingesetzt. Dieser Trend wird zunehmen. Klar ist: Aus westlicher Sicht sind die Arbeitsbedingungen bei Foxconn und vergleichbaren Firmen immer noch schlecht. Die wirklichen Schweinereien passieren aber heute kaum noch in China, sondern eher in den benachbarten Staaten Südostasiens.
Steffen Wurzel, Nach Selbstmord-Serie bei Foxconn: Arbeitsbedingungen nicht grundlegend verbessert, Deutschlandfunk, 19.7.2017
Wer kennt sie nicht, die langen Schlangen vor den Apple-Stores beim Verkaufsstart der neuen iPhone-Modelle, wie hier in der Münchener Innenstadt. Das Handy hat bis heute Kultstatus und wird weltweit vertrieben, so auch bei uns in Deutschland. Doch was kostet die Herstellung des Handys wirklich und welchen Preis zahlt der Kunde?
Um herauszufinden, was ein Smartphone wirklich wert ist, zerlegen Analysten immer wieder die Geräte in ihre Einzelteile. Sie überprüfen, welche Bauteile in welcher Qualität verwendet wurden und recherchieren die Preise der einzelnen Bestandteile. Analysten der Investmentbank UBS haben sich verschiedene iPhone-Modelle vorgenommen und ihr Innenleben erkundet.